Welche Tests sind für mein Team und meine Athleten relevant? Wie interpretiere ich die Resultate der Diagnostik und was bedeutet dies für mein Program Design?
Wie kann ich die Daten nutzen, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen und um den Fortschritt der athletischen Entwicklung zu sichern?
Eine genaue Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie eine solche Diagnostik im Rahmen eines Teams aussieht und durchgeführt wird.
Wenn wir Leistung optimieren wollen, müssen wir wissen, wo der individuelle Athlet aktuell steht. Wie sind seine Einzelleistungen im Vergleich zu den athletischen Meilensteinen? Wo ist sein individuell-limitierender Faktor? Woran muss mein Team in den nächsten 3 Monaten arbeiten? Wenn man an Leistungsdiagnostik denkt, dann denkt man vielleicht an kompliziertes, theoretisches Zahlenwerk und praxisferne Trainingsempfehlungen. Aber Leistungsdiagnostik muss nicht so sein. Leistungsdiagnostik ist nicht so. Jeder von uns betreibt täglich Leistungsdiagnostik! Wenn wir morgens ins Auto steigen und uns die Tankanzeige angucken, dann betreiben wir Leistungsdiagnostik. Es gibt uns eine schnelle Information darüber, wie wir jetzt handeln müssen. Müssen wir tanken fahren oder schaffen wir es noch bis zur Eishalle und zurück? Wenn wir einmal pro Woche auf die Waage steigen, betreiben wir Leistungsdiagnostik. Wir bewerten unsere Angewohnheiten und ändern diese (un)bewusst, je nachdem wie wir die Zahl auf der Waage bewerten. Und auch im Coaching-Alltag betreiben wir Leistungsdiagnostik. Wir bewerten uns und unsere Spieler subjektiv oder objektiv in jeder Sekunde. Spätestens wenn wir uns am Ende die Spielstatistiken anschauen und starke und schwache Teile unseres Spiels betrachten und daraufhin die Trainingswoche modifizieren, haben wir Leistungsdiagnostik betrieben.
Leistungsdiagnostik muss uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Wenn sie nur eine Zahl produziert, die nicht beeinflusst wie wir handeln, dann war sie wertlos. Die Leistungsdiagnostik, die wir hier in dieser Lektion vorstellen, basiert auf mehreren Kriterien:
Lasst uns also jetzt über unsere Tests und deren Bedeutung sprechen.
Die Zusammensetzung dieser Testbatterie wurde aufgrund der oben genannten Punkte konzipiert.
Gewicht, Größe und Fettfaltendicke als Repräsentation der Körperzusammensetzung. Natürlich spielt das Gewicht eine große Rolle in der Leistungsfähigkeit. Ob jedoch mehr oder weniger Gewicht für einen Athleten optimal sind, lässt sich frühestens erst dann bewerten, wenn bekannt ist, ob das verlorene oder gewonnene Gewicht Muskelmasse oder Fettmasse ist.
Deshalb wird das Wiegen des Athleten durch die Messung der Dicke von Fettfalten an 6 kritischen Punkten ergänzt. Mit einer Formel, die auch beim NHL Draft zur Fettmessung genutzt wird, wird dann der prozentuale Körperfettanteil automatisch errechnet.
Sprung- und Klimmzugkraft als Repräsentation der alaktaziden Leistung (Kraft) von Unter- und Oberkörper. Die SPRUNGKRAFT – Es bestehen sehr starke Zusammenhänge zwischen vertikaler Sprungkraft und Schnelligkeit auf dem Eis. Das ist ja auch klar, denn die Gemeinsamkeit von beiden Aktivitäten ist die Fähigkeit, den eigenen Körper in kurzer Zeit sehr schnell zu beschleunigen. Die einfachste Repräsentation dieser Fähigkeit ist der vertikale Sprungtest.
Der KLIMMZUG – Auch zwischen Klimmzügen und Schnellkraft, sowie zwischen Klimmzügen, Ganzkörperkraft und Verletzungsprävention bestehen starke Zusammenhänge. Daher hat sich der Klimmzugtest als sehr gute und simple Diagnostik herausgestellt, um eine Aussage über die Kraft des Athleten – besonders im Oberkörper – zu bekommen. Der Top NHL Draft Pick 2014 Sam Bennett konnte im Draft keinen einzigen Klimmzug absolvieren, was dazu führte, dass wir oft zu hören bekamen: „Seht ihr, Klimmzüge scheinen doch nicht so wichtig für Eishockey zu sein“. Sam Bennett verletzte sich bereits im Trainingslager der Calgary Flames an der Schulter.
Der Beep Test als Repräsentation der maximalen Sauerstoffaufnahmeleistung (Vo2Max). Der Beep Test ist ein Stufentest auf einer 20m Strecke. Eine Sounddatei gibt einen bestimmten Pieptonintervall vor, dessen Abstände sich von Minute zu Minute verkürzen. Der Athlet muss innerhalb dieser Pieptöne die 20m Strecke durchlaufen. Je kürzer der Pieptonintervall wird, desto schneller muss der Athlet also laufen. Etwa jede Minute wird eine neue Geschwindigkeitsstufe eingeleitet. Da jede Stufe etwa eine Minute dauert und die Geschwindigkeit sich stetig steigert, absolviert der Athlet am Anfang 6 Strecken und am Ende, je nach Stufe, bis zu 12 Strecken. Je schneller der Athlet läuft, desto schwerer wird es natürlich für ihn die 20m Strecke zu überwinden bevor der nächste Piepton ertönt. Wenn der Athlet es 2x nicht schafft, vor dem Beep an der Pylone zu sein, ist der Test beendet. Aus der Leistung beim Beep Test lassen sich Rückschlüsse auf die aerobe Leistung (Vo2Max) schließen. Diese wird von unserer kostenfreien Analysesoftware automatisch errechnet.
Eine Leistungsdiagnostik in einer größeren Gruppe kann eine Herausforderung werden. Wenn man es jedoch gut plant und ein paar Helfer hat, sollte man mit 24 Spielern nicht wirklich länger brauchen als mit nur 2-3 Spielern. Es bietet sich an ,einige Teststationen zu bilden. Hier sind es 5 Stationen mit folgenden Test.
Die Spieler bilden Gruppen von 6 Spielern (Gruppe A-D), rotieren durch Station 1-4 und sind anschließend gemeinsam bei Station #5 für den gemeinsamen Beep Test. Den Beep Test sollten nicht mehr als 12 Spieler gleichzeitig rennen. Für die Datensammlung kann man an jeder Station jedem Helfer eine Liste geben, oder jedem Spieler eine Laufkarte. Das Laufkartensystem hat sich als flüssiger und schneller erwiesen. An jeder Station füllt ein Helfer einfach die Laufkarten für die Spieler aus und unterschreibt. Am Ende kann der Trainer dann die Laufkarten in die Analysesoftware übertragen.
Peter Drucker